Frank Zappa, Joe Zawinul oder Keith Emerson haben es vorgemacht, damit sich die „Blues Brothers“ darüber lustig machen konnten: Es geht um das Kunstexperiment Crossover. Crossover-Musik ist eine Überkreuzung verschiedener Musikgenres und musikalischer Standardrepertoires, die nur ihrem eigenen Standard gerecht wird und mit Schubladendenken überkreuz liegt. Ob Modern Classic oder Groove Metal: Ein Blick auf aktuelle Events und anstehende Konzerte im Kreis Würzburg zeigt, dass Überkreuzungen von Musikstilen und ihren Schubladen seit der Begriffsentstehung um 1940 nicht an Popularität verloren haben. Aber sind Mainstream-ausgerichtete Crossover-Experimente, die heute jedem gefallen, noch genügend Grenzfall, um als Crossover gelten zu dürfen?
Überkreuz mit Genreschubladen
Crossover hat jede Musiksparte geprägt. Grenzüberschreitungen und Genreexperimente ließen ambitionierte Musiker 1970 über den Tellerrand ihres Genres blicken und Grenzfälle aus Jazz meets Rock, Rock meets Classic und Electro meets World-Music schaffen. Ungehörtes kam dem Publikum durch die Genreentdeckungsreisen zu Ohren. Alle Crossover-Experimente verstießen gegen die reinen Lehren von Musik-Dogmen und ließen sich in keine Genre-Schublade zwängen. Mit der Grenzüberschreitung und der gleichzeitigen Platzierung von Musikstücken in mehreren Genres war das Publikum inklusive Musikkritikern in der Erstentstehungsphase noch überfordert. Trotzdem ist Crossover seit Urzeiten ein Element jedes Musik-Genres und hat sogar die Klassik stark beeinflusst. Schon gewusst, dass Bach ein Crossover-Musiker war? Französische und italienische Stilistik mischte er mit Tanzcharakter. Noch mehr Grenzfall gab es bei Mozart, der Oper mit sakralen Messen mischte – sogar noch bevor irische oder US-amerikanische Volksmusik den Pop erreichten und Jazz mit Blues gepaart wurde. Heutzutage bemüht sich die Klassik mit Crossover vor allem um jüngeres Publikum. Man denke bloß an Lindsey Stirling, die DubStep mit Geige mischt und damit Welterfolge feiert.
Crossover ist alles & nichts
Crossover Musik will alles und zugleich nichts davon sein. Crossover-Produzent Universal weiß allerdings auch, dass Grenzüberschreitungen in der Musik mittlerweile nur mit kalkulierbarem Risiko angepeilt werden. Der Grenzfall Crossover soll heutzutage jedem gefallen. Der Experimentcharakter tritt hinter den Profit. Orchester als Background bekannter Rockbands, Techno mit Konzertakustik und Techno-Klassik-Spielereien im Bereich der Minimal Music: Überkreuzungen hat es in den vergangenen Jahren genügend gegeben. Allerdings bleiben viele davon ein kühler Verwaltungsakt, der sich nur und ausschließlich auf sichere Gewinne ausrichtet und statt Experiment lieber Mainstream werden will. Gleichberechtigtes Miteinander verschiedener Musik-Dogmen und die experimentelle Suche nach gemeinsamen Ausdrucksformen gibt es kaum noch. Dass Grenzüberschreitungen aus dem modernen Crossover allerdings auch Vorteile haben können, beweisen Einzelfälle wie buchbare Show-Acts aus DJs mit Saxophon, Sängerinnen, Percussions und Live-Musikern. Für Hochzeiten, Firmenveranstaltungen und eigene Parties einen Live-Act aus Dance meets Classic zu buchen, das wäre vor Jahren noch undenkbar gewesen. Dass der Grenzfall Crossover heutzutage jedem gefallen will, hat für die weitere Entwicklung des Mischgenres also auch positive Seiten.