Studien zufolge ist die Hörfähigkeit von rund 19 Prozent aller Deutschen ab 14 Jahren beeinträchtigt. Ab dem 50. Lebensjahr nimmt die Leistungsfähigkeit des Gehörs zusätzlich ab. Für Betroffene vollzieht sich der Beginn dieses Prozesses oft schleichend. Zeit, dem Ohr die Aufmerksamkeit zu geben, die es verdient.
Rund 25.000 Würzburger sind älter als 64 Jahre und zählen damit zu der Altersgruppe, innerhalb derer das Risiko der Hörschädigung rapide zunimmt. 37 Prozent aller 60- bis 69-Jährigen, aber bereits 54 Prozent aller über 70-Jährigen leiden an einer teilweisen oder starken Schwerhörigkeit.
Der Mensch ein Mängelwesen?
Wer eine schicke, moderne Brille trägt, ist in. Hörgeräte hingegen werden oft als Makel bewertet. Dabei geht beides auf eine menschliche Schwäche zurück, mit der sich die jeweiligen Träger der Seh- beziehungsweise Hörhilfe in guter Gesellschaft befinden. Es drängt sich der Eindruck auf, dass es sich hierbei um gelernte Wahrnehmungsmechanismen handelt.
„Der Mensch ist ein Mängelwesen“, schrieb schon der Philosoph und Soziologe Arnold Gehlen. Doch hat die Menschheit ihre Stärke der Anpassungsfähigkeit genutzt, im Laufe der Jahrhunderte immer bessere Hilfsmittel zu erfinden, die eine Sehschwäche oder ein eingeschränktes Gehör oft nahezu ausgleichen können. Nicht jeder Mangel muss also zwangsläufig auch ein Mangel bleiben.
Schwerhörigkeit und ihre Folgen
Hörgeräte und Cochlea-Implantate sind heute technisch auf höchstem Niveau und können individuell auf die Bedürfnisse ihres jeweiligen Trägers eingestellt werden. Und das ist auch gut so, denn wer den (teilweisen) Verlust seines Gehörs erleidet, hat oft mit schwerwiegenden Einschränkungen zu kämpfen:
- Die Unfallgefahr steigt: Nicht alle Geräusche in unserem Umfeld nehmen wir permanent und bewusst wahr. Allerdings hilft das Gehör uns, Gefahren frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren. So können wir normalerweise das Herannahen eines Autos hören oder auch das warnende Rufen eines anderen Menschen.
- Die Mobilität ist eingeschränkt: Ist das Gehör bei einem Autofahrer nicht ausreichend leistungsfähig, kann ihm die Fahrerlaubnis entzogen werden. Um genau zu sein, ist eine gute Hörfähigkeit eine der Voraussetzungen, um überhaupt den Führerschein zu machen.
- Soziale Kontakte werden erschwert: Wer seine Umgebung nicht gut hört, der bekommt auch in Gesprächen nur einen Bruchteil mit. Das hat auch Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir mit anderen Menschen in Kontakt treten können – im schlimmsten Fall gelingt dies gar nicht.
Ursachen für den Verlust der Hörfähigkeit
Wie die Seite unbeschwert-hoeren.de verständlich aufbereitet, sind Aufbau und Funktionen des menschlichen Ohres komplex. Neben einer genetischen Disposition und der sogenannten Altersschwerhörigkeit gibt es weitere Gründe, die zum teilweisen oder vollständigen Verlust der Hörfähigkeit führen. Lärmbelästigung der Umwelt birgt ein erhebliches Risiko für die Ohren. Ist dies am Arbeitsplatz der Fall, sollten seitens des Arbeitgebers in jedem Fall Schutzmaßnahmen getroffen werden.
Herz- und Kreislauferkrankungen oder übermäßiger Nikotinkonsum können die Verschlechterung noch beschleunigen. Da der Verlust des Gehörs meist schleichend von statten geht, kann es nicht schaden, bereits in jungen Jahren und mit einer gewissen Regelmäßigkeit die eigene Hörfähigkeit von einem Fachmann überprüfen zu lassen.
Ein jeder sollte unbeschwert hören können: Ein gesundes Ohr ist der Schlüssel zu uneingeschränkter Mobilität und sozialer Teilhabe.
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