Kaum etwas trifft Menschen so hart, wie der plötzliche Verlust eines geliebten Menschen. Wut, Trauer und Hilflosigkeit sind nur einige Emotionen, die Verlassene nach einer ungewollten Trennung durchleben. Paartherapeut und Sozialpsychologe Boris Bergmann erklärt, dass die emotionale Zurückweisung des Verlassenwerdens Betroffene sogar schlimmer schmerzt, als körperliches Leid: „Tatsächlich zeigt die Forschung, dass Menschen körperliche Schmerzen der sozialen Ausgrenzung vorziehen. Anscheinend liegt dies daran, dass der soziale Verlust/die soziale Ablehnung den vorderen Singularkortex stärker aktiviert als die körperlichen Schmerzen.“
Kein Wunder also, dass auch mal die ein oder andere Träne fließt. Doch das ist nicht nur nichts, wofür man sich schämen müsste, sondern könnte sogar dabei helfen, Herzschmerz zu überwinden. Das legt zumindest eine Studie nah, die im Fachjournal „Scientific Reports” veröffentlicht wurde. In dieser konnte nachgewiesen werden, dass Weinen durchaus positive Gefühle hervorrufen kann – besonders das Weinen zu traurigen Liedern.
Tränen können beruhigend wirken
154 Studierende baten die Verhaltensforscher, ihre Reaktion auf bestimmte Songs zu bewerten. Anhand Ihrer Reaktionen wurden die Probanden anschließend in die Gruppen „Chills“ und „Tears“ eingeteilt. Während die „Chills“-Gruppe Teilnehmer vereinte, bei denen durch die Musik eine Art Schauer ausgelöst wurde, versammelten sich in der „Tears“-Gruppe Studierende, die schon einmal zu Musik geweint oder ähnlich starke Reaktionen gezeigt hatten.
Anschließend wurde den Versuchsteilnehmern Musik vorgespielt, wobei ein Knopf gedrückt werden sollte, sobald die Probanden die jeweilige Emotion verspürten. Zeitgleich gaben sie an, wie wohl sie sich fühlten. Neben der Intensität der Emotionen wurden auch körperliche Reaktionen der Teilnehmer gemessen, beispielsweise durch ein EKG sowie eine Atemkontrolle. Während beide Gruppen sowohl ähnliche körperliche Reaktionen zeigten als auch Trauer und Wohlgefühl verspürten, zeigte sich, dass Songs die bei der „Tears“-Gruppe Tränen ausgelöst hatten, die Versuchsteilnehmer gleichzeitig beruhigten.
Kathartischer Effekt hilft innere Aufruhr zu überwinden
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Personen, welche emotional auf Musik reagieren, durch dass Hören der Musik nicht nur zu Tränen gerührt werden können, sondern das Weinen auch einen beruhigenden Effekt auf die Psyche der Betroffenen hat. Wissenschaftler nehmen an, dass besonders der kathartische Effekt der Tränen eine wichtige Rolle bei der Trauerbewältigung innehat. Durch das Weinen kommen innere Ängste und Konflikte an die Oberfläche und können so schneller verarbeitet werden.