Bereits seit 1991 unterstützen die Staatlichen Spielbanken Bayern, respektive das Casino in Bad Kissingen, den Kissinger Sommer. Auch in diesem Jahr darf sich das internationale Musikfestival wieder über ein Sponsoring freuen. Das verkündete Friederike Sturm, Bayerns Lotteriepräsidentin, nachdem sie sich am Ende der Veranstaltung 2017 bei den Musikern bedankte: „Sie haben das meisterhaft hingekriegt. 2018 machen wir natürlich weiterhin mit – mit der Förderung.

Der alles entscheidende Satz dürfte für Erleichterung bei den Fans und den Veranstaltern gesorgt haben. Denn die finanzielle Förderung ist trotz der langen Partnerschaft keine Selbstverständlichkeit. Die Spielbanken Bayern haben mit Einnahmeverlusten zu kämpfen, die mehreren ungünstigen Entwicklungen zuzuschreiben sind. Eine davon ist der anhaltende Konkurrenzdruck. Nicht nur durch immer mehr Spielbanken, die den Ländern lukrative Einnahmen bescheren, sondern insbesondere auch durch Online Casinos. Das Internet bietet einige Bequemlichkeiten und Vorteile, die den Spielbanken mit etwas altbackenem Image zu schaffen machen.

Ein weiterer Grund ist laut der Staatlichen Lotterieverwaltung das Rauchverbot, das bereits seit Jahren existiert. Die Befürchtungen der Verwaltung haben sich stärker bestätigt, als mancher Verbotsbefürworter zu glauben vermag hätte. Unter den Glücksspielanhängern ist die Quote der Raucher besonders hoch. Für viele gehören Spielen und Rauchen einfach zusammen. Das Rauchverbot hat deshalb die Online Casinos gestärkt – kann man doch zu Hause vor dem Bildschirm tun und lassen was man will. Sogar ganz ohne Kleiderordnung.

Umsatz von Spielbanken und Spielklubs
in Deutschland in den Jahren 2002 bis 2015
Jahr Umsatz
2002 249 Mio. Euro
2003 252 Mio. Euro
2004 252 Mio. Euro
2005 241 Mio. Euro
2006 599 Mio. Euro
2007 785 Mio. Euro
2008 621 Mio. Euro
2009 616 Mio. Euro
2010 482 Mio. Euro
2011 469 Mio. Euro
2012 452 Mio. Euro
2013 423 Mio. Euro
2014 491 Mio. Euro
2015 561 Mio. Euro

Quelle: Statista/Statistisches Bundesamt

Stadt und Spielbank profitieren gleichermaßen

Dass die Spielbank an der Förderung des Kissinger Sommers festhält, ist nicht ganz uneigennützig. Die bei Musikfreunden weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Veranstaltung ist nicht nur ein Magnet für die Stadt, sondern auch für das Casino. Dennoch hält man sich mit langfristigen Zusagen zurück und entscheidet lieber von Jahr zu Jahr aufs Neue, ob man an dem Engagement festhält. Schließlich ist die Glücksspielbranche eine umtriebige, so dass stets mit Überraschungen bei der Gesetzgebung gerechnet werden muss.

„Bad Kissingen und die Musik gehören ebenso zusammen wie Bad Kissingen und die Spielbank. Warum sollen wir da nicht alle drei Elemente miteinander verbinden.“ sagte Friederike Sturm 2017. Die Spielbank in Bad Kissingen wurde 1955 eröffnet und war damals noch in privater Hand. 1961 hat der Staat den Betrieb übernommen. Neben dem klassischen Glücksspiel versucht die Spielbank mittlerweile vor allem mit diversen Veranstaltungen neuen Besucher zu gewinnen. Da kommt die Erfahrung mit dem Kissinger Sommer gerade recht.

Motto 2018: „1918 – Aufbruch in die Moderne“

Das Motto des Kissinger Sommers 2018 lautet „1918 – Aufbruch in die Moderne“. Das Ende des Ersten Weltkriegs hat die Kreativität der Komponisten und Musiker beflügelt und zu neuen Werken geführt, die heute Klassiker des Konzertlebens sind. Ob Ravels „La Valse“, Strawinskys Neoklassik oder Gershwins „Rhapsody in blue“ – dieses Jahr steht das Festival ganz im Zeichen dieser Nachkriegsklassiker.

Intendant Tilman Schlömp muss sich 2018 ein zweites Mal beweisen. Zu den Künstlern gehört beispielsweise die Geigerin Janine Jansen, die das Violinkonzert von Brahms spielt. Mit dem Gastdirigenten Joshua Weilerstein begleitet das Festivalorchester am 27. Juni den 1. Preisträger des Kissinger KlavierOlymps 2017, Emre Yavuz. Als Fortsetzung des gefeierten „Sommernachtstraums“ 2017 präsentiert die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen mit Paavo Järvi im Festival 2018 erneut ein großes Chorwerk von Felix Mendelssohn. Dabei handelt es sich um die als „Lobgesang“ bekannte zweite Symphonie von Mendelssohn.

Zu den vielleicht bekanntesten Künstlern des Kissinger Sommers 2018 dürften Katja Riemann und Thomas Quasthoff gehören. Beide übernehmen Sprechrollen in Igor
Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“. Das 1918 uraufgeführte Stück ist eine exklusiv auf das Motto des diesjährigen Sommers abgestimmte Produktion. Die Sprechrolle des geigenden Soldaten übernimmt der Geiger Daniel Hope.

Vielversprechendes Festivalprogramm

Wie bereits seit der ersten Veranstaltung, setzt der Kissinger Sommer weiterhin auf das bewährte Prinzip, eine Mischung aus bekannten Stars und jungen Nachwuchskünstlern einzuladen. Wie sehr den Organisatoren die Talentförderung am Herzen liegt, zeigt auch die Einbindung der Kissinger Schulen. Das 2017 erstmals umgesetzte Educationprogramm erlebt eine Fortführung. Im Kurtheater Bad Kissingen wird Erik Saties Tanztheaterstück „Parade“ in einer aktualisierten Fassung von Schülerinnen und Schülern aller Kissinger Schulformen aufgeführt. Der Filmemacher Michael Carstens erarbeitet mit den Schülern eigene Visuals und lässt so ein neues offenes Gesamtkunstwerk im Geist der 1917 uraufgeführten „Parade“ schaffen.

Etablierte Formate wie die Lounge, das Jazz Breakfast und das Wandelkonzert bleiben auch in diesem Jahr erhalten. Neu hinzu kommt „Schwarzweiß“: Mit einer kleinen Konzertserie am 7. Juli feiert das Festival das Klavier als treibende Kraft des musikalischen Aufbruchs im 20. Jahrhundert. Igor Levit, Herbert Schuch und Gülru Ensari, das Duo d’Accord und Claire Huangci spielen Werke von Bartók, Strawinsky, Braunfels, Ravel, Debussy und anderen.

Die Stadt darf sich auch über neue Spielstätten freuen. Erstmals wird 2018 das 1871 eröffnete und 2017 frisch sanierte Luitpoldbad bespielt. Mit dem Venice Baroque Orchestra (30. Juni) und Canadian Brass (15. Juli) bringen zwei hochkarätige Ensembles den Innenhof des historischen Gebäudes stimmungsvoll zur Geltung. Premieren sind ebenso die Konzerte in Bad Neustadt mit dem Alliage Quintett und im Schwimmbad, der KissSalis-Therme, mit der norwegischen Sängerin Tora Augestad.

Der Kissinger Sommer 2018 findet vom 15. Juni bis zum 15. Juli statt und umfasst 62 Einzelveranstaltungen.

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